Am 30. September 2022 wurde der bundesweit erste Kinderverkehrsgarten in Mönchengladbach eröffnet. Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren üben hier auf Rollern, Dreirädern, Bobbycars, Lauf- und Fahrrädern in einer geschützten und realitätsgetreuen Umgebung sicheres Verhalten im Straßenverkehr.
Ausgangslage und Ziel
Kinder im Kita- und Vorschulalter nehmen in ihrem Lebensumfeld aktiv am Straßenverkehr teil: Sie sind zu Fuß, auf Laufrädern oder Rollern unterwegs und müssen dabei Einfahrten und Kreuzungen überqueren. Um sicher am Straßenverkehr teilnehmen zu können, benötigen Kinder Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie – je nach Alter und Entwicklungsstand – noch nicht oder nur teilweise besitzen. Daher sind sie im Straßenverkehr besonders gefährdet.
Ziel des Kinderverkehrsgartens ist es, Kinder im Elementarbereich frühzeitig für die Herausforderungen und Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren und ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten zu unterstützen und fördern. Das ist auch mit Blick auf spätere Schulwege wichtig.
Besonderheiten des Projekts
Der Kinderverkehrsgarten wurde in nur vier Monaten gebaut. Das BMDV förderte das Projekt mit 402.000 Euro, zur Eröffnung spendete die Verkehrswacht Materialien und Trainingsausrüstung.
Problemdimensionen
Für Kinder sind komplexe Verkehrssituationen herausfordernd: Sie können Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht richtig einschätzen, Geräuschquellen schwer lokalisieren, Bewegungsabläufe nicht sicher koordinieren und setzen „Sehen“ und „Gesehen werden“ gleich. Einige Fähigkeiten werden erst durch physiologische Entwicklungsprozesse ausgebildet und sind von der natürlichen Reifung des Nervensystems und der Sinneswahrnehmung abhängig. Andere Fähigkeiten wie Motorik und Koordination können durch gezieltes Training verbessert werden. Übungen in der praktischen Verkehrserziehung helfen Kindern dabei, ein Bewusstsein für Gefahren im Straßenverkehr zu entwickeln. In einem größeren Rahmen setzt Verkehrserziehung aber meist erst in der Grundschule an.
Maßnahmen
Damit Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren in einem realitätsnahen Rahmen spielerisch sicheres Verkehrsverhalten üben können, bildet der Verkehrsübungsplatz miniaturhaft eine reale Verkehrsfläche nach: Es gibt neben Ampel, Einbahnstraße, Kreisverkehr und Zebrastreifen auch unterschiedliche Straßenbeläge wie Asphalt und Kopfsteinpflaster, außerdem eine Steigung und ein Gefälle.
Einzelne Maßnahmen im Überblick:
- In theoretischen Übungen lernen die Kinder wichtige Verkehrsregeln und Verkehrszeichen kennen.
- Eine Vielzahl praktischer Übungen fördert die Geschicklichkeit der Kinder, ihre Koordination und Reaktionsfähigkeit.
- Zusätzlich werden durch Übungen Hör- und Sehvermögen der Kinder geschult, um die Wahrnehmung zu verbessern und alle Sinne zu schärfen.
- In theoretischen und praktischen Übungen lernen die Kinder, wie sie gefährliche Situationen erkennen und darauf angemessen reagieren können.
- Verkehrsschilder lassen sich auf dem Gelände austauschen, damit die Kinder nicht automatisiert handeln.
- Die Fachkräfte, die die Kinder betreuen, sind in das Programm eingebunden und greifen das Erlernte in der Kita auf, um Lernprozesse zu vertiefen.
- Eltern werden in das Programm einbezogen, um die Verkehrserziehung ihrer Kinder unterstützen zu können und mehr Sicherheit im eigenen Umgang mit Verkehrssituationen zu gewinnen.
Der Übungsplatz steht allen Kitas regional und überregional offen. Übungen werden individuell an das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder angepasst.
Erste Schritte
Die Idee eines Kinderverkehrsgartens entwickelte sich aus einem bereits bestehenden, mit mehreren Preisen bedachten Projekt: Die Initiative „immer oben auf“ der Kita „Villa Sonnenschein“ mit der Polizei und der Verkehrswacht Mönchengladbach hatte als Ziel, bei Kindern das selbstverständliche Tragen eines Fahrradhelms zu etablieren, sobald sie auf einem Fahrzeug unterwegs sind. Daraus entstand die Idee, das Thema Verkehrssicherheit als Ganzes im Vorschulbereich einzuführen.
Verkehrssicherheit
Durch praxisnahe Vorbereitung und regelmäßiges Training erhalten die Kinder mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Das Projekt stärkt die Mobilitätskompetenz, verbessert die Wahrnehmung und fördert eine schnelle Reaktionsfähigkeit und legt so die Grundsteine für die weitere Mobilitätsbildung und Verkehrserziehung.
Fazit
Mit dem Kinderverkehrsgarten haben Kitas eine kompetente Anlaufstelle zur Verkehrserziehung. Die hohe Nachfrage nach Terminen zeigt die positive Resonanz auf das Projekt.