Auf der „Panoramastraße“ L218 im Kreis Düren ist ein bundesweit einzigartiges Pilotprojekt gestartet: Seit Mai 2023 leiten dort spezielle Fahrbahnmarkierungen Motorradfahrende zu einer sichereren Fahrweise in Kurven an.
Durchführung: Beginn im Mai 2023
Planung: Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) und Institut für Straßenwesen RWTH Aachen
Ort: L218 zwischen Vossenack und Schmidt, Kreis Düren
Handlungsfeld: Motorradfahren – gut und sicher
Ausgangslage und Ziel
Der Streckenabschnitt zwischen Vossenack und Schmidt auf der L218 ist insbesondere während der Motorradsaison ein Unfallschwerpunkt bei Motorradfahrenden. Viele Unfälle auf der kurvenreichen Strecke sind Folge riskanten Kurvenschneidens.
Ziel des Verkehrsversuchs ist es, durch gezielte Fahrbahnmarkierungen das Fahrverhalten der Motorradfahrenden zu lenken und dadurch Unfälle zu verhindern.
Problemdimensionen
Die L218 weist eine Vielzahl von Kurven auf, was die Fahrsituation für Motorradfahrende besonders herausfordernd macht. Schwere Unfälle auf der „Panoramastraße“ passieren durch das Schneiden von Kurven. Die Motorradfahrenden fahren in den Linkskurven zu nah an der Fahrbahnmitte und riskieren dabei, mit Kopf und Oberkörper auf die Gegenfahrbahn zu geraten und mit entgegenkommenden Fahrzeugen zusammenzustoßen.
Maßnahmen
In zwei Linkskurven wurden spezielle Fahrbahnmarkierungen aufgetragen. Pro Fahrbahn bestehen die Markierungen aus 30 bis 40 Ellipsen unterschiedlicher Breite und verlaufen entlang der Mittellinie. Die Motorradfahrenden umfahren die Markierungen von der rechten Seite und werden so auf einer sicheren Linie durch die Kurven geführt.
Der Verkehrsversuch wird wissenschaftlich vom Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen begleitet.
Weitere Maßnahmen im Überblick
- Mithilfe von Wärmebildkameras analysiert die RWTH Aachen, welche Auswirkungen die Markierungen auf das Fahrverhalten haben, prüft deren Wirksamkeit und identifiziert mögliche Verbesserungen. Personenbezogene Daten werden nicht erfasst.
- Das Projekt wurde von Informationskampagnen und Veranstaltungen begleitet, durch die Motorradfahrende über die Bedeutung der Fahrbahnmarkierungen informiert wurden.
Wirkungen
Erste Zwischenergebnisse im April 2024 zeigten positive Effekte. Die Markierungen sensibilisierten die Motorradfahrenden dafür, die markierten Kurvenabschnitte als besonders gefährlich einzustufen und ihr Fahrverhalten entsprechend anzupassen. Von dem sichereren Fahrumfeld profitierten zugleich weitere Verkehrsteilnehmende, da es weniger riskante Fahrmanöver gab. Dadurch wurde das Unfallrisiko erheblich gemindert.
Das Besondere an diesem Projekt
Der Verkehrsversuch auf der Panoramastraße ist bundesweit einzigartig. Er ist eine Kooperation von Straßen.NRW mit der RWTH Aachen, dem Kreis und der Polizei Düren. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr begleitet das Projekt. Der Versuch dient auch der Klärung, ob derartige Markierungen in Deutschland Eingang in straßenverkehrsrechtliche Vorschriften finden.
Verkehrssicherheit
Die Ergebnisse vom April 2024 verdeutlichen erste Erfolge für die Verkehrssicherheit:
- Gab es vor den Markierungen in den Jahren 2020 und 2021 jeweils sechs Unfälle, so waren nach Angaben des Kreises Düren im genannten Bereich drei leichte Unfälle zu verzeichnen. Nach einer Anpassung der Markierungen gab es keine weiteren Vorfälle.
- 85% der Motorradfahrenden bewegten sich im sicheren Bereich, was einer Verdopplung gegenüber der Zahl vor der Versuchsaufnahme entspricht.
- Geschwindigkeitsüberschreitungen in den Kurven nahmen ab.
Fazit
Die ersten Rückmeldungen zum Versuch sind vielversprechend. Die Unfallzahlen im Bereich der Fahrbahnmarkierungen sind rückläufig, und Motorradfahrende fuhren vermehrt im sicheren Bereich und mit angepasster Geschwindigkeit in den Kurvenbereichen. Die wissenschaftliche Auswertung wird fortgesetzt.