Nur 1 Prozent weniger Getötete auf Europas Straßen

Europäischer Verkehrssicherheitsrat warnt vor Verfehlung der Verkehrssicherheits-Ziele / DVR-Präsident fordert mehr Verkehrsüberwachung

Der Europäische Verkehrssicherheitsrat (ETSC) veröffentlicht heute die EU-weite Auswertung der Unfallzahlen. Demnach wurden im letzten Jahr 20.418 Menschen im Straßenverkehr getötet. Das ist ein Rückgang von nur einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Um das Ziel einer Halbierung der Getötetenzahl in der laufenden Dekade zu erreichen, wäre jährlich ein Rückgang von 6,1 Prozent erforderlich.

„Die europäischen Unfallzahlen müssen uns im bevölkerungsreichsten Land nicht nur nachdenklich machen, sondern sind ein klarer Weckruf: Wenn wir nicht entschiedener für den Schutz von Menschenleben eintreten, werden die politischen Ziele in Europa und auch hierzulande deutlich verfehlt“, sagt Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) und Vorstandsmitglied des europäischen Dachverbands (ETSC).

Dafür sieht Wirsch einen besonders effektiven Ansatzpunkt:

„Die Hauptunfallursache sind zu hohe Geschwindigkeiten. Dagegen gibt es zwei wirksame Maßnahmen: Tempo 80 auf den besonders gefährlichen engen Landstraßen. Und vor allem darf es nicht folgenlos bleiben, wenn man die Tempolimits überschreitet. Wir brauchen mehr Verkehrsüberwachung – strategisch ausgerichtet an den gefährlichsten Verkehrsverstößen. Darum drücken sich leider die meisten Verkehrs- und Innenminister/-innen, weil das Thema Geschwindigkeit parteipolitisch aufgeladen ist. Verantwortung für den Schutz des Lebens auf unseren Straßen zu übernehmen, bedeutet aber auch, sich Widerständen zu stellen.“

Der ETSC hat heute zudem den Preisträger des Europäischen Verkehrssicherheitspreises bekannt gegeben: Finnland hat die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr binnen zehn Jahren um 29 Prozent gesenkt, während die europaweite Reduktion nur 16 Prozent betrug. Dazu Manfred Wirsch: „Wir tun gut daran, uns erfolgreiche Rezepte in Finnland anzuschauen. Dazu gehört ein Verkehrssicherheitsprogramm, das konkretere Maßnahmen benennt als unseres in Deutschland. Jeder tödliche Unfall wird ausführlich untersucht, man hat Geschwindigkeiten innerorts abgesenkt und in Flächen für den Fuß- und Radverkehr sowie in die Modernisierung von Landstraßen investiert. Und auf nahezu 3.000 km des Hauptstraßennetzes Geschwindigkeitsmessanlagen installiert.“

Die Europäische Kommission hatte den Mitgliedstaaten bereits 2004 empfohlen, nationale Maßnahmenpläne zur Verkehrsüberwachung aufzustellen. „Das richtet sich in Deutschland an die Innenministerkonferenz. Aber auch der Bund sollte hier eine aktivere Rolle einnehmen“, so Wirsch.

Weiterführende Informationen

>> ETSC-IN-Report

>> DVR-Beschluss „Überwachung gefährlicher Verkehrsverstöße“

>> Empfehlung der Europäischen Kommission zu Durchsetzungsmaßnahmen im Bereich der Straßenverkehrssicherheit (2004/345/EG; pdf)