Alkohol, den wir als Genuss- oder Rauschmittel in Form alkoholischer Getränke zu uns nehmen, wird chemisch als Ethanol oder Äthylalkohol bezeichnet. Ethanol wird durch die chemische Summenformel C2H5OH abgebildet und wiegt 0,78 Gramm pro Vol.-%.
Ethanol ist in Wasser, Ölen und Fetten löslich. Aufgrund dieser Eigenschaften verteilt sich Alkohol über den Blutkreislauf rasch im menschlichen Körper. Im Organismus wirkt Alkohol wie ein Gift und verursacht entsprechende Wirkungen.
Alkohol entsteht durch die Gärung von Zuckerarten. Zucker wird durch Hefe in Alkohol und Kohlensäure gespalten. Trinkalkohol darf nur durch Hefegärung von Pflanzenteilen, Melasse, Stärke oder Zucker gewonnen werden.
Bereits seit der Urgeschichte haben Menschen Alkohol vielseitig verwendet: Bier und Wein waren im Altertum und Mittelalter beliebte Durststiller. Die berauschende Funktion des Alkohols ist seit jeher beliebt bei gemeinschaftlichen Anlässen und Festlichkeiten, wurde jedoch ebenso für Trance, Hypnose und Meditation genutzt. Auch die Heilkunde griff auf Alkohol als Betäubungs- und Schmerzmittel zurück.
Dem Suchtforscher Wilhelm Feuerlein nach wird Alkohol medizinisch, soziologisch und kulturell in folgenden unterschiedlichen Funktionen eingesetzt:
- Nahrungsmittel mit hohem Energiegehalt
- Genussmittel
- psychoaktive Substanz, die Bewusstseinsveränderungen bewirkt
- Pharmakon – Heilmittel und Gift zugleich
Wirkung von Alkohol im Körper
Anders als andere Drogen ist Alkohol gesellschaftlich als Genussmittel akzeptiert. Die soziale Toleranz von Alkoholkonsum sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ethanol ein starkes Zell- und Nervengift ist. Nach dem Konsum konzentriert sich der Alkohol in der stark durchbluteten Gehirnrinde und führt zu Beeinträchtigungen des Kleinhirns. Alkohol lähmt die Nervenzellen und behindert damit die Übermittlung von Informationen. Im Gehirn liegen das Seh- und das Gefühls- sowie das Assoziationszentrum, welches Denken, Gedächtnis, Wille, Bewusstsein und Sprache steuert. Besonders folgenreich können Beeinträchtigungen am Steuer eines Autos, Motorrades oder auf dem Fahrrad sein. Auch Fußgänger benötigen all ihre Sinne ohne Einschränkung, um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen.
Wie betäubend Alkohol wirkt, hängt von der konsumierten Menge ab. Entscheidend ist, wie viel reiner Alkohol getrunken wurde. Dies unterscheidet sich je nach alkoholischem Getränk und kann anhand der Volumenprozente errechnet werden. „Vol.-%“ ist der Anteil eines Stoffes, der in 100 cm3 einer Lösung enthalten ist. Die Volumenprozente sind per Gesetz auszuweisen. Während Bier in der Regel 5 Vol.-% enthält (Ausnahme: Starkbier mit 6 bis 8 Vol.-%), sind Wein mit 12 Vol.-%, Sekt mit 11 Vol.-% und Schnäpse mit 35 bis 40 Vol.-% deutlich hochprozentiger.
Berechnen lässt sich die Menge an reinem Alkohol in Getränken wie folgt:
*Die Zahl 0,8 kommt durch das spezifische Gewicht von Alkohol von etwa 0,8 g/cm3 zustande.
Eine Beispielrechnung für 0,5 Liter Bier mit 5 Vol.-%:
Erst ein Alkoholgehalt von mehr als 0,5 Vol.-% ist nach dem Lebensmittelgesetz kennzeichnungspflichtig. Das bedeutet umgekehrt, dass auch alkoholfreie Getränke geringe Mengen Alkohol enthalten dürfen. Bei sogenanntem „alkoholfreien“ Bier und bei Malzbier können das bis zu 5 Gramm pro Liter sein.
Ethanolgehalt alkoholischer Getränke
Getränk | Vol.-% | Alkohol in g (je 0,1 l) |
---|---|---|
Lagerbier | 4,3 | 3,4 |
Exportbier | 5,0 | 4,0 |
Bockbier | 5,7 | 4,5 |
Doppelbock | 6,5 | 5,1 |
Apfelwein (Most) | 5,3 | 4,2 |
andere Obstweine | 5,0–12,0 | 4,0–9,5 |
Weißwein | 10,2 | 8 |
Rotwein | 11,4 | 9 |
Sekt | 12,6 | 10 |
Wermutwein | 15,2 | 12 |
Südweine | 17,8 | 14 |
Eierlikör | 22,8 | 18 |
Liköre | 30,4 | 24 |
Kornbranntweine | 31,7 | 25 |
Weinbrand | 38,0 | 31 |
Obstbranntweine | 48 | 38 |
Rum | 53 | 42 |
Wie viel Promille nach wie viel Alkohol?
Der Blutalkoholspiegel wird in Promille gemessen und entspricht der Alkoholkonzentration im Blut. Bestimmt wird der Blutalkoholspiegel über die Atemalkoholkonzentration oder mittels Blutabnahme.
Mit der sogenannten Widmark-Formel kann der Blutalkoholspiegel annähernd geschätzt werden:
Die Blutalkoholkonzentration erreicht den Höchststand etwa 30 bis 60 Minuten, nachdem Alkohol getrunken wurde. Bis sich der Alkohol im Körper verteilt hat, vergehen 90 bis 120 Minuten. Erst dann beginnt der Körper mit dem Abbau des Zellgiftes.
Zwei Beispielrechnungen dazu:
Einflussfaktoren der Alkoholwirkung
Da jeder menschliche Organismus unterschiedlich auf Alkohol reagiert, lässt sich der Blutalkoholgehalt nur sehr ungenau berechnen. Viele Dinge beeinflussen, wie schnell und wie stark unsere Leistungsfähigkeit bereits durch minimalen Alkoholkonsum beeinträchtigt wird. Wer sicher gehen will, handelt deshalb nach dem Grundsatz „Wer trinkt, fährt nicht und wer fährt, trinkt nicht.“
Aufnahme- und Abbaugeschwindigkeit
Konzentrierter Alkohol, größere Alkoholmengen, warme, heiße, CO2-haltige Getränke oder ein leerer Magen bewirken, dass Alkohol besonders schnell vom Körper aufgenommen wird. Rasches Trinken oder „Sturztrunk“ führt zu einer starken Alkoholkonzentration. Dies kann zu erheblich stärkeren Ausfallerscheinungen führen als langsames Trinken.
Als Reaktion auf die Vergiftungserscheinungen versucht der Körper, das Ethanol so schnell wie möglich durch Oxidation abzubauen. Der Alkoholabbau geschieht fast ausschließlich durch das Enzym „Alkohol-Dehydrogenase“ (ADH), das vorwiegend in der Leber vorhanden ist. Der „Kater“ am nächsten Morgen lässt sich durch das giftige Zwischenprodukt Acetaldehyd erklären.
Auch das Körpergewicht oder das Geschlecht der Person spielen eine Rolle. Bei Frauen dauert der Alkoholabbau etwas länger als bei Männern. Für Männer wird ein Abbau von 0,1 Gramm reinem Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde angenommen. Bei einer Frau wird ein Wert von 0,085 Gramm angenommen. Da Männer häufig mehr als Frauen wiegen, würden sie nach diesem Richtwert auch mehr Alkohol pro Zeiteinheit abbauen.
Zwei Beispiele dazu:
Nach einer kalten Dusche, einem Spaziergang oder starkem Kaffee können sich Betrunkene durchaus nüchterner fühlen – sie sind es aber nicht. Diese vermeintlichen Hilfsmittel machen zwar wach, doch der Vorgang des Alkoholabbaus lässt sich nicht beschleunigen.
Restalkohol
Selbst über Nacht kann der Körper nach reichlichem Alkoholgenuss nicht das gesamte Ethanol abbauen. Unter Umständen befindet sich am nächsten Morgen noch eine Alkoholmenge im Körper, die zur Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit führt.
Wer sich beispielsweise bis 2 Uhr nachts 1,0 Promille angetrunken hat, muss als Mann bei einer angenommenen Abbaugeschwindigkeit von 0,15 Promille pro Stunde mit ungefähr 7 Stunden Abbauzeit rechnen.
Um 6 Uhr morgens läge die Blutalkoholkonzentration immer noch bei etwa 0,4 Promille. Erst gegen 8.30 Uhr wäre der Alkohol im Idealfall vollständig abgebaut.
Die Restalkoholwirkung darf also auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Schlaf allein reicht nicht aus, um den gesamten Alkohol abzubauen. Es kommt darauf an, wie lange man geschlafen hat.
Restalkohol ist eine häufige Ursache von Unfällen auf dem Arbeitsweg und am Arbeitsplatz.
Alkoholverträglichkeit
Die Alkoholverträglichkeit (Alkoholtoleranz) ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Entsprechend unterschiedlich wirkt sich Alkoholkonsum auf die Leistungsfähigkeit aus.
„Wenigtrinkende“, die normalerweise keinen oder nur zu besonderen Anlässen Alkohol trinken, sind besonders gefährdet, wenn sie in Gesellschaft trinken und den Überblick über die konsumierte Menge verlieren. Junge Menschen tendieren dazu, die berauschende Wirkung von Alkohol zu ignorieren oder zu unterschätzen. Ferner können schon kleine Mengen Alkohol enthemmend wirken. Zusammen mit einer ausgeprägten Risikobereitschaft kann das verheerende Folgen haben.
Wechselwirkungen
Alkohol wird wie jede andere Substanz, die wir aufnehmen, im Stoffwechsel verarbeitet. Gesundheitszustand und Befinden einer Person beeinflussen den Alkoholabbau. Schon eine Erkältung kann die Alkoholwirkung verstärken. Die beeinträchtigende Wirkung von Alkohol auf die sinnesphysiologische Leistungsfähigkeit bei körperlichen und psychischen Erkrankungen ist nicht zu unterschätzen – das gilt auch für die Phase der Genesung.
Wer wenig geschlafen hat, sollte besonders vorsichtig im Umgang mit Alkohol sein. Schon geringe Alkoholmengen können dann zu einer gefährlichen Ermüdung führen. Emotionen wie Aufregung, Trauer, Ärger oder Freude können durch Alkohol verstärkt werden. Wetterfühlige Menschen sollten ebenfalls besonders vorsichtig mit Alkohol umgehen.
Alkohol und Medikamente
Alkohol und Arzneimittel passen nicht zusammen. Die Wechselwirkungen können vielschichtig und schwer vorhersehbar sein.
Grundsätzlich sind drei Wechselwirkungen bekannt:
- Alkoholkonsum kann den Abbau von Arzneimitteln, die wie Alkohol über die Leber abgebaut werden, verzögern oder verhindern.
- Alkohol senkt den Blutdruck. Werden gleichzeitig blutdrucksenkende Medikamente eingenommen, kann dies zu einer ungewollt starken Blutdrucksenkung führen.
- Alkohol und bestimmte Arzneimittel (z. B. Schlafmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva) wirken an den gleichen Organ-Systemen im Körper. Dadurch können sie sich gegenseitig stark in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen beeinflussen.
Viele Medikamente, zum Beispiel starke Schmerzmittel oder Psychopharmaka, beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit. Kommt Alkohol hinzu, verstärken sich die Wirkungen der Substanzen. Die Leistungsfähigkeit wird vermindert: Alkohol- und medikamentenbedingte Ausfallerscheinungen nehmen zu, obwohl der Promillewert im Blut konstant bleibt. Für den Konsumenten können unberechenbare Effekte entstehen.
Beipackzettel geben nicht immer Auskunft über die Wechselwirkung eines Medikamentes mit Alkohol. Bisher schreibt kein Gesetz vor, solche Wechselwirkungen anzugeben. Gleichwohl ist es gesetzliche Pflicht des Konsumenten, sich über die Wirkung seines Arzneimittels genau zu informieren. Diese Informationen können Arzt oder Apotheker geben.
Achtung!
Nehmen Sie keine Tablette oder Kapsel mit Alkohol ein.
Besprechen Sie mit Arzt/Ärztin oder Apotheker/Apothekerin, ob Sie Alkohol zu sich nehmen dürfen.
Alkohol und Drogen
Unter Mischkonsum versteht man die gleichzeitige Einnahme verschiedener (illegaler) Drogen bzw. den zusätzlichen Konsum von Medikamenten und/oder Alkohol (legale Droge). Problematisch ist, dass sich die Wirkungen der einzelnen Substanzen gegenseitig stark beeinflussen können. Das Wirkungsergebnis ist für den Konsumenten nicht absehbar. Als Folge können starke psychische (z.B. Halluzinationen, Psychosen) oder körperliche Folgeerscheinungen (z.B. Herzrasen) auftreten.
Ein typisches Konsummuster junger Leute am Wochenende ist beispielsweise, Ecstasy zusammen mit Speed, Amphetaminen und Alkohol zu konsumieren. Danach folgt als „chill-out“ Haschisch.