Im Ausland sind die Deutschen für ihren hohen Bierkonsum bekannt. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes lag der Pro-Kopf-Verbrauch an Bier im Jahr 2021 bei 89,4 Litern7. In Bayern gilt es als verpönt, beim traditionell vormittäglichen Weißwurstfrühstück auf ein Weißbier zu verzichten. Auch Wein ist nicht nur in den Weinregionen selbst beliebt; mit 20,7 Litern8 ist der Pro-Kopf-Verbrauch 2020 gegenüber dem Vorjahr wieder leicht gestiegen. An diesen Beispielen wird sichtbar: Der Alkoholkonsum ist auch in Deutschland kulturell tief verwurzelt, Trinken gilt als gesellig. Zudem ist es gesetzlich erlaubt.
Das Trinkverhalten in Deutschland ist durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet:
- Der erste Kontakt mit Alkohol findet bei den meisten Menschen bereits in der Kindheit statt.
- Unter Erwachsenen ist das Trinken in geselliger Runde selbstverständlich.
- Alkoholkonsum ist nicht streng an die Mahlzeiten gebunden.
- Bestimmte Personengruppen haben Trinkgewohnheiten entwickelt, die exzessive Züge tragen.
Besonders auf Familienfeiern, Partys, Vereinstreffen und Betriebsausflügen wird exzessives Trinken durchaus toleriert. Auch beliebte Fernsehsendungen wie Kochshows und Shopping-Wettbewerbe legen nahe, dass das Trinken in angenehmer Runde – auch tagsüber – vollkommen normal sei. Damit werden unter Umständen auch problematische Verhaltensweisen gesellschaftlich gestützt.
Laut dem Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen konsumieren rund 16 Prozent der erwachsenen Männer und 11 Prozent der erwachsenen Frauen wöchentlich riskante Mengen Alkohol.9 Berechnet man den Alkoholverbrauch der Bevölkerung pro Kopf, konsumiert jeder Bürger im Schnitt jährlich 10,6 Liter reinen Alkohol.10
7 Deutscher Brauer-Bund e.V. (2022): Die Brauwirtschaft in Zahlen (Link: https://brauer-bund.de/unsere-brauer/daten-und-fakten/)
8 Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (2021): Daten aus der Alkoholwirtschaft, S. 10
9 https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/themen/suchtstoffe-und-suchtformen/alkohol/
10 Deutsches Krebsforschungszentrum (2022): Alkoholatlas Deutschland 2022, S. 114
BEK-Gesundheitsreport 2012: Alkoholkonsum und Erwerbstätigkeit
Der Gesundheitsreport 2012 informiert über das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen von rund 3,5 Millionen Erwerbstätigen, die im Jahr 2011 bei der Barmer GEK versichert waren. In 4,1 Millionen Fällen blieben Menschen krankheitsbedingt der Arbeit fern oder standen krankheitsbedingt dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung.
Experten schätzen, dass im Schnitt jede bzw. jeder 5. bis 10. Beschäftigte eines Unternehmens einen riskanten oder zumindest problematischen Alkoholkonsum betreibt. Betrachtet man die Diagnosen aus der ambulanten und stationären Versorgung, so ließen sich 2010 bei 1,2 % der Erwerbspersonen Hinweise auf Alkoholprobleme ausmachen. Männer waren hierbei doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Auch variiert der Anteil der von Alkoholproblemen betroffenen Erwerbspersonen abhängig von Branche, Ausbildung und ausgeübtem Beruf. Deutlich häufiger betroffen als Erwerbstätige sind Arbeitslose.
Den BEK-Gesundheitsreport 2012 finden Sie unter:
https://www.barmer.de/presse/infothek/studien-und-reporte/gesundheitsreport-2012-1055804
Alkoholkonsum von Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen, Folgen und Maßnahmen
Das Robert-Koch-Institut hat für die Jahre 2008 bis 2011 mithilfe der „Studie zur Gesundheit Erwachsener“ (DEGS1) den riskanten Alkoholkonsum für die Altersgruppen 18 bis 79 Jahre berechnet. Demnach konsumieren 13,1 Prozent der Frauen und 18,5 Prozent der Männer in riskanten Mengen Alkohol. Der Anteil der Männer steigt mit dem Alter an und erreicht den Höchstwert in der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre. In dieser Gruppe weist nahezu ein Viertel der Männer einen riskanten Alkoholkonsum auf. Bei Frauen findet sich die niedrigste Prävalenz riskanten Alkoholkonsums bei 30 bis 39-Jährigen und die höchste bei 50 bis 59Jährigen.
Für die Studie wurden 8.152 Personen befragt und Daten zu Alkoholkonsum, Risikokonsum und Rauschtrinken erhoben.
Die ausführliche Auswertung im Journal of Health Monitoring finden Sie unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_2016_01_alkohol.pdf
Einflussfaktoren, Motivation und Anreize zum Rauschtrinken bei Jugendlichen
Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit
Insgesamt ist der Alkoholkonsum der jüngeren Generation rückläufig. Gleichzeitig steigt der Konsum von Alkohol innerhalb bestimmter Gruppen an. Bereits im Jahr 2009 wurde nach Gründen für dieses Verhalten im Rahmen einer Studie gesucht und setzte man den Schwerpunkt auf Lösungsansätze und Bewältigungsmuster, die Jungen und Mädchen im Kontext des Rauschtrinkens entwickeln und praktizieren.
Rauschtrinken ist nach den vorliegenden Erkenntnissen ein jugendkulturelles Peer-Gruppenphänomen. Alkoholkonsum findet stark ritualisiert und unter Entwicklung einer Reihe von Regeln und Normen statt. Alkoholkonsum bzw. das Verhalten unter Alkoholeinfluss innerhalb der Gruppen wird organisiert und reguliert. Gruppenkontexte reichen von eher moderaten Arrangements bis hin zu hochriskanten Settings.
Die Gruppe ist Experimentier-, Schutz- und Risikoraum zugleich. Jugendliches Rauschtrinken stellt sich weder als „Protesthaltung“ noch als „Antithese“ zu gängigen gesellschaftlichen Normen dar. Vielmehr zeigt sich eine gegenseitige Übernahme von Verantwortung. Alkohol ist ein wichtiger Aspekt der Freizeitgestaltung und dient aufgrund der damit verbundenen Gruppenerfahrungen als Mittel zum Identitätsmanagement.
Den Abschlussbericht der Studie finden Sie unter:
Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2021
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) untersucht regelmäßig mit repräsentativen Querschnittsbefragungen den Alkoholkonsum, das Rauchverhalten und den Cannabiskonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland. Für den Alkoholsurvey 2021 wurde eine für Deutschland repräsentative Stichprobe von 7.002 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 Jahren mit computergestützten Telefoninterviews (CATI) befragt.
In der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen gaben 57,5 % der Befragten an, schon mindestens einmal im Leben Alkohol getrunken zu haben. In den letzten zwölf Monaten vor der Befragung hatten 8,7 % der Jugendlichen regelmäßig – also wöchentlich – Alkohol konsumiert. 3,6 % hatten im Durchschnitt so viel Alkohol getrunken, dass sie über dem Schwellenwert für gesundheitlich riskanten Alkoholkonsum bei Erwachsenen lagen. In den letzten 30 Tagen praktizierten 11 % der Jugendlichen Rauschtrinken. Regelmäßiger Alkoholkonsum war unter männlichen Jugendlichen weiter verbreitet als unter weiblichen Jugendlichen.
Von den 18- bis 25-Jährigen hatten 95,4 % schon einmal im Leben Alkohol getrunken. Regelmäßig Alkohol konsumiert hatte in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung knapp ein Drittel der Befragten. 16,7 % konsumierten Durchschnittsmengen oberhalb der Schwelle für gesundheitlich riskanten Alkoholkonsum. In den letzten 30 Tagen war jeder dritte junge Erwachsene mindestens einmal betrunken.
Die Ergebnisse des Alkoholsurveys 2021 finden Sie unter:
Quelle: BZgA