- Drogen wirken im sogenannten Belohnungszentrum des Gehirns, im Limbischen System. Dort werden eingehende Informationen (alles was wir beispielsweise tasten, sehen, hören oder riechen) bewertet. Dabei entstehen Gefühle wie Freude, Glück aber auch Trauer, Ärger oder Wut. Das Limbische System dient ursprünglichen, arterhaltenden Zielen. Lebens- oder arterhaltende Erfahrungen wie Essen, Trinken oder Sex werden positiv bewertet. Man fühlt sich zufrieden, entspannt und eventuell glücklich, wenn man satt ist. Dieses positive Erlebnis wird im Gehirn gespeichert. Es hat ein Lernprozess stattgefunden. Positiv bewertete Erlebnisse wollen wiederholt werden.
- Je häufiger ein Erlebnis als glücklich erlebt wird, desto gefestigter ist diese kognitiv/emotionale Verbindung. Letztlich reicht schon die Erwartung eines Ereignisses aus (z.B. das Treffen einer geliebt Person, das Lieblingsessen…), um die Ausschüttung von körpereigenen Morphinen (Endorphinen) auszulösen. Die erwartete Emotion wird gleichzeitig zur Motivation, das positive Ereignis anzustreben.
- Wird das Belohnungszentrum gereizt, schüttet es verschiedene Botenstoffe (Neurotransmitter) aus. Bei positiven Erlebnissen und Glücksgefühlen wird beispielsweise vermehrt Dopamin als Botenstoff ausgeschüttet. Drogen wie Kokain greifen quasi künstlich in dieses natürliche Belohnungssystem ein, in dem sie zum Beispiel die Ausschüttung von Dopamin herbeiführen. Bei regelmäßigem Drogenkonsum kommt es dann zu einer übermäßigen Dopaminausschüttung, so dass das Gehirn mit diesem Botenstoff überhäuft wird.
- Wird eine Droge häufiger bzw. regelmäßig konsumiert und ist die Wirkungserfahrung als positiv abgespeichert worden (gelernt), möchte man die Wirkung immer wieder herstellen. Die Droge übt dann eine hohe Anziehungskraft aus. Allerdings ist es ist nicht die Droge selbst, die anziehend wirkt oder zur psychischen oder physischen Abhängigkeit führt, sondern vielmehr der Gefühls- oder Bewusstseinszustand, der durch die Droge hervorgerufen wird. Je stärker diese Anziehungskraft ist und je schneller die Wirkungserfahrung wieder hergestellt werden möchte, desto größer ist das Abhängigkeits- oder Suchtpotential einer Droge.
- Ein häufiger Drogenkonsum verändert den körpereigenen Stoffwechselprozess. Das Gehirn reagiert immer weniger auf normale positive Reize mit der der Ausschüttung von Dopamin. Dagegen verlangt es immer mehr nach Drogen. Es kommt zu einer Toleranzsteigerung. Immer mehr Drogen werden benötigt um die gleiche Wirkung zu erzielen. Lässt die Wirkung der Droge nach, kommt es zu einem negativ erlebten, psychischen Entzug (z.B. Depression, Angst). Es entsteht ein ausgeprägtes Verlangen nach der Droge (craving).
- Die Veränderung des körpereigenen Stoffwechsels kann so weit fortschreiten, dass der Körper die Droge benötigt, weil er ohne die Substanz selbst oder die gewohnte Menge der Droge nicht mehr richtig arbeitet. Fehlt dem Körper die Droge oder ist sie nicht in der notwendigen Menge vorhanden, kommt es zu Entzugserscheinungen wie beispielsweise Schwitzen, Zittern Übelkeit oder Schmerzen. In diesem Fall liegt eine körperliche (physische) Abhängigkeit vor. Auch die körperlichen Entzugserscheinungen können durch einen erneuten Drogenkonsum gemindert werden.
- Die Drogenwirkung ist im Gehirn verankert (gelernt). Ebenso sind verschiedene andere Reize gespeichert, die im Zusammenhang mit der Droge stehen (z.B. Lokalitäten, bestimmte Leute, Freunde, Gerüche, Tageszeiten). Diese Reize sind emotional so eng mit der Drogenwirkung verknüpft (gelernt), dass sie einen hohen Anziehungswert (Suchtgedächtnis) erhalten.
- Drogen unterscheiden sich u.a. darin, ob sie körperlich oder psychisch abhängig machen und/oder wie schnell sie abhängig machen (Suchtpotential). Crack kann beispielsweise aufgrund der nur kurzen Rauschwirkung (ca. 15 Minuten) psychisch sehr schnell und stark abhängig machen.
Warum eine Droge konsumiert wird und wie ihre Wirkung ist, hängt vor allem von drei verschiedenen Faktoren und deren gegenseitiger Beeinflussung ab:
- Von der Substanz selbst (Art und Konzentration)
- Von der aktuellen Befindlichkeit der Person, die die Droge konsumiert (z.B. Gemütszustand, von der Drogenerfahrung, Gewöhnung)
- Von der aktuellen Situation, in der Drogen konsumiert werden (z.B. alleine, in der Gruppe, vor dem Computer, auf einer Feier)
Mischkonsum
Unter Mischkonsum versteht man die gleichzeitige Einnahme verschiedener (illegaler) Drogen bzw. den zusätzlichen Konsum von Medikamenten und/oder Alkohol (legale Droge). Problematisch ist, dass sich die Wirkungen der einzelnen Substanzen gegenseitig stark beeinflussen können. Das Wirkungsergebnis ist für den Konsumenten nicht kalkulierbar. Als Folge können starke psychische (z.B. Halluzinationen, Psychosen) oder körperliche Folgeerscheinungen (z.B. Herzrasen) auftreten.
Ein typisches Konsummuster junger Leute am Wochenende ist beispielsweise, Ecstasy zusammen mit Speed, Amphetaminen und Alkohol zu konsumieren. Danach als “chill-out” Haschisch.
Politoxikomanie
Unter Politoxikomanie versteht man die Abhängigkeit von mehreren Suchtstoffen. Unterschiedliche Suchtmittel werden im Wechsel oder gleichzeitig konsumiert. Nicht selten ist der missbräuchliche Konsum von Tabak, Alkohol oder zentralwirksamen Medikamenten (Barbiturate, Benzodiazepine). Wirkungsziel der Einnahme von mehreren Substanzen ist die Verstärkung oder Beschleunigung oder auch die Dämpfung der jeweiligen Drogenwirkung. So kann während eines aktuellen Drogenkonsums beispielsweise eine zu starke (unangenehme) Wirkung von Stimulanzien, z.B. durch eine Überdosierung, zu einem Konsum von Sedativa führen und umgekehrt. Es findet folglich eine Manipulation der individuellen Befindlichkeit durch Drogen statt.
Anstelle des Begriffs „Politoxikomanie“ wird heute die Bezeichnung „Störungen durch multiple näher bezeichnete psychoaktive Substanzen, einschließlich Medikamente“ (6C4F) nach ICD 11 verwendet.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen bezeichnen diejenigen Wirkungen, die vom Konsumenten nicht erwünscht sind. Sie können psychisch und/oder auch physisch sein. In leichteren Fällen handelt es sich beispielsweise um kurze depressive Episoden, Schweißausbrüche oder Übelkeit. Schwerwiegende Nebenwirkungen können eine medizinische und/oder eine stationäre Behandlung erforderlich machen, zu bleibender oder schwerwiegender Behinderung oder Invalidität führen. Nebenwirkungen können lebensbedrohend bis tödlich sein. Vor allem der gleichzeitige Konsum mehrerer illegaler Drogen und/oder Alkohol kann unkalkulierbare Auswirkungen auf den Körper und die Psyche haben und zu dementsprechend unerwünschten Nebenwirkungen führen.
Bei Langzeitkonsum oder Abhängigkeit ist bei den meisten illegalen Drogen im Regelfall mit schweren Nebenwirkungen bzw. Langzeitfolgen zu rechnen (z.B. Leber- oder Nierenschäden). Zum Teil handelt es sich aber auch um Folgen des Konsummusters: beispielsweise Hepatiden, HIV-Infektion durch Spritzengebrauch, Nasenwandperforation bei Kokain etc.
Rausch – Intoxikation
- Drogen werden konsumiert, um eine Veränderung des Bewusstseins zu erreichen. Oder umgangssprachlich, sich zu berauschen. Grundsätzlich besteht eine nicht allzu geringe Wahrscheinlichkeit, dass Drogen irgendwann einmal überdosiert eingenommen werden. Dies trifft besonders zu, wenn mehrere Drogen, Medikamente und/oder Alkohol gleichzeitig oder direkt hintereinander konsumiert werden. Es kommt zu einer Vergiftung (Intoxikation). Die jeweiligen Vergiftungserscheinungen können lebensbedrohlich sein. Sie hängen von den jeweils zugeführten Substanzen ab, betreffen zumeist das Bewusstsein (z.B. Bewusstlosigkeit, Koma, Epilepsie), psychophysiologische Veränderungen (z.B. Angstzustände, Panik, Halluzinationen) und/oder physiologische Reaktionen (z.B. Atemnot,-stillstand, Hyperventilation).
- Achtung: Wer das Gefühl hat, eine Person befindet sich aufgrund von Drogenkonsum in einer bedrohlichen Situation, sollte sicherheitshalber den Notarzt anrufen. Der Verlauf von lebensbedrohlichen Vergiftungen ist für den medizinischen Laien nicht kalkulierbar. Weitere Tipps für den Umgang mit Personen mit drogenbedingten Vergiftungserscheinungen, finden Sie auf drugcom.de.
Beispielhafte Droge | Mögliche Entzugssymptome |
Opiate | Unruhe, Schlaflosigkeit, Zittern Gliederschmerzen, Kältegefühl, Magenschmerzen, Durchfall |
Kokain/Stimulanzien | Antriebsmangel, Müdigkeit, Depression, Appetitsteigerung, Kälte-oder Hitzegefühl, Craving (Substanzverlangen) |
Cannabis | Craving (Substanzverlangen), Schlafstörungen, Schwitzen, Innere Unruhe, Gliederschmerzen |
Quellen:
- Tretter, F. (2012). Suchtmedizin kompakt. Schattauer Verlag, Stuttgart
- Schneider, R. (2010). Die Suchtfibel. Schneider Verlag, Hohengehren, Baltmannsweiler
Langzeitfolgen
Werden Drogen regelmäßig über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen konsumiert oder besteht eine Abhängigkeit, so hat dies Auswirkungen auf den Körper, die Psyche und das soziale Umfeld. Entsprechende Folgeerscheinungen sind nur schwer oder gar nicht zu beheben.
Körperliche Langzeitfolgen | z.B. Gehirnschädigungen, Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, Leberschädigungen, Erkrankungen des Immunsystems, Störungen des peripheren Nervensystems, Tod. |
Psychische Langzeitfolgen | z.B. Psychosen, Depression, Angststörungen, Zwangsstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, Gedächtnisschwierigkeiten. |
Soziale Langzeitfolgen | z.B. Zerfall von Familien, Partnerschaften, Ehen, Verlust von Arbeitsplätzen, Schulabbrüche, Führerscheinverlust, sozialer Abstieg, Beschaffungskriminalität, Prostitution. |
Langzeitfolgen je Drogenart
Droge | Mögliche Langzeitfolgen |
Crack |
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Heroin |
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LSD |
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GHB (Liquid Ecstasy) | Bei zu hoher Dosierung oder in Kombination mit anderen Substanzen:
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PCP (Angeldust) |
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Cannabis |
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Ecstasy |
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Amphetamin |
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Metamphetamin Crystal |
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Kokain |
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Quellen:
Kuntz, H. (2011). Drogen und Sucht. Ein Handbuch über alles, was Sie wissen müssen. Beltz Verlag. Weinheim und Basel.