Ausbildung und Betreuung von Fahranfängern
- Junges Fahren
Deutscher Verkehrssicherheitsrat – 2009
Erläuterung
Die Unfallbeteiligung junger Fahranfänger ist inakzeptabel hoch. Verschiedene EU-Projekte kommen auf empirischer Grundlage zu dem Ergebnis, dass eine Fahrausbildung in mehreren Phasen zur Unfallreduktion in der gefährlichsten Zeit der Fahrerkarriere führt.
Mehr-Phasen-Fahrausbildung und -Betreuung bedeutet, dass im Anschluss an den Erwerb der Fahrerlaubnis (Basisausbildung) eine Periode des unterstützten Lernens folgt. Die Basisausbildung und die Folgephase stellen ein Kontinuum dar. Das Ziel der Folgephase besteht darin, vor allem Erfahrungen, Fahrmotive, Fahrtzwecke, Einstellungen und teilweise anspruchsvollere technische Fähigkeiten in die Fahrausbildung einzubeziehen. Der Ansatz beruht auf dem Verständnis, dass die Fahrausbildung kein Lernen auf den Führerschein hin ist, sondern ein lebenslanger Lernprozess, der bereits vor Schulanfang beginnt.
Der junge Fahrer sollte in der Phase, in der er seine ersten Fahrerfahrungen macht und die die gefährlichste einer Fahrerkarriere ist, nicht allein gelassen werden, sondern risikoärmere Bedingungen zum eigenständigen Lernen vorfinden, hilfreiches Feedback erhalten und an einem Erfahrungsaustausch teilnehmen.
Das Unfallmuster junger Fahranfänger zeigt, dass in den ersten Monaten des selbstständigen Fahrens a) ein weiteres Training oder zumindest eine spezielle Unterstützung notwendig ist, b) nicht nur technische, sondern insbesondere auch motivationale Aspekte in die Fahrausbildung zu integrieren sind.
Eine Schwäche der professionalisierten Fahrausbildung sind die zeitliche Begrenztheit und die kurze Trainingsdauer. Dieses Problem kann durch die Einführung von Betreuungs- und Lernphasen verbessert werden.
Eine weitere Stärke der Mehr-Phasen-Ausbildung ist die Möglichkeit, sicherheitsbewusste Einstellungen zu fördern. Außerdem kann sie anspruchsvollere Fahraufgaben einbeziehen.
Deutschland ist dabei in einer sehr glücklichen Lage. Mit den Modellversuchen „Begleitetes Fahren ab 17“ und dem „Fortbildungsseminar für Fahranfänger“ stehen Elemente einer Mehr-Phasen-Ausbildung und –Betreuung zur Verfügung, deren Umsetzung durch die Bundesanstalt für Straßenwesen evaluiert wird. Mit Ergebnissen ist im Jahr 2010 zu rechnen.
Gleichzeitig liegt eine Vielzahl internationaler Erkenntnisse vor, die die Ausgestaltung einer Mehr-Phasen-Ausbildung und –Betreuung unterstützen.
Beschluss
Der DVR tritt dafür ein, dass auf Basis der Evaluationsergebnisse der Modellversuche „Begleitetes Fahren ab 17“ und „Fortbildungsseminar für Fahranfänger“ sowie internationaler Erfahrungen für Deutschland ein umfassendes Konzept zur Ausbildung und Betreuung von Fahranfängern erarbeitet und implementiert wird. Hierfür soll eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die ein entsprechendes Konzept erarbeitet. Dies soll in enger Abstimmung mit der BASt erfolgen.
gez.
Dr. Walter Eichendorf
Präsident