Modellversuch zur Kennzeichnung von Kraftfahrzeugen, die von Inhabern der Fahrerlaubnis auf Probe geführt werden
- Erwachsene
- Junges Fahren
Modellversuch zur Kennzeichnung von Kraftfahrzeugen, die von Inhabern der Fahrerlaubnis auf Probe geführt werden
Deutscher Verkehrssicherheitsrat – 2010
Erläuterung
Die Unfallbelastung der Gruppe der Fahranfänger ist leider nach wie vor unverhältnismäßig hoch. Insbesondere die jungen Fahranfänger waren im Jahr 2009 die mit Abstand am stärksten gefährdete Altersgruppe im Straßenverkehr, 796 junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren verloren ihr Leben. Jeder fünfte Verunglückte und Getötete (je 20%) gehörte dieser Altersgruppe an, ihr Bevölkerungsanteil lag dagegen nur bei etwa 8,3%.
Auch wenn die bisher ergriffenen oder erprobten Maßnahmen, die das Unfallrisiko der Fahranfänger minimieren sollen, z.T. bereits erfreuliche Erfolge erzielen, muss weiter daran gearbeitet werden, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um eine Senkung der Unfallbelastung der jungen wie auch der älteren Fahranfänger zu erreichen. In verschiedenen Staaten werden von Anfängern gefahrene Kfz durch ein besonderes Schild gekennzeichnet, allerdings immer im Zusammenhang mit einer gestuften Fahrausbildung, die es in Deutschland nicht gibt. Die dort gewonnenen Erfahrungen können deswegen nicht auf Deutschland übertragen werden. Hier kann nur durch einen Modellversuch erprobt werden, ob die Kennzeichnung von Anfängerfahrzeugen einen unfallvermindernden Effekt hat oder nicht. Durch einen auf einer zu schaffenden gesetzlichen Basis durchzuführenden Modellversuch sollte geklärt werden,
- ob eine obligatorische Kennzeichnung von Anfängerfahrzeugen anderen Verkehrsteilnehmern wirksam signalisiert, dass beim Fahrer mit einem erhöhten Anfängerrisiko zu rechnen ist,
- ob eine obligatorische Kennzeichnung von Anfängerfahrzeugen eine positive Verhaltensänderung bei den Fahranfängern bewirkt,
- ob eine obligatorische Kennzeichnung von Anfängerfahrzeugen als wirksames Symbol für die (Noch-)Nichtanerkennung der von den potenziellen Risikofahrern gewünschten sozialen Akzeptanz durch die Gesellschaft wirkt und damit dieser Gruppe die Möglichkeit genommen wird, mit dem Kraftfahrzeug durch auffälliges Fahren den gewünschten Status nach außen hin zu demonstrieren.
Bei der konkreten Ausgestaltung des Modellprojekts sind noch die folgenden Punkte zu klären:
- Kennzeichnung für alle Fahrerlaubnisklassen, für die die Probezeit gilt?
- Kennzeichnung bei Ausbildungs- und Prüfungsfahrten?
- Ausgestaltung des Schildes
- Art der Sanktionen
Beschluss
Im Rahmen eines bundesweiten, zeitlich befristeten Modellversuchs sollte erprobt werden, ob die obligatorische Kennzeichnung von Fahrzeugen, die von Inhabern der Fahrerlaubnis auf Probe geführt werden, geeignet ist, zur Reduzierung der nach wie vor erschreckend hohen Unfallbelastung der Gruppe der Fahranfänger beizutragen. Eine Evaluation des Modellprojektes ist (zwingend) vorzusehen.
gez.
Dr. Walter Eichendorf
Präsident