50-jähriges Jubiläum des Deutschen Verkehrssicherheitsrats
07. Juni 2019 – Keine Getöteten und Schwerverletzten auf Deutschlands Straßen ist das Ziel des Deutschen Verkehrssicherheitsrats. Seit 50 Jahren setzt er sich u.a. für ein Alkoholverbot, Tempo runter, Finger vom Handy ein. Anlässlich seines 50 jährigen Bestehens veranstaltete er nun ein Fachsymposium, das sich vor allem mit den Herausforderungen für die Verkehrssicherheit beschäftigte. Rund 300 Gäste aus Politik, Verbänden, Wissenschaft und Forschung nahmen daran teil.
Alle müssen sich die Vision Zero immer wieder vor Augen führen
„Hallo Partner, Dankeschön“ – an die äußerst erfolgreiche Kampagne erinnerte Prof. Dr. Walter Eichendorf in seiner Begrüßung. Mit ihr, so der Präsident des DVR, habe man den Anstoß zur Gurtpflicht gegeben. Was heute selbstverständlich ist, war in den 1970er Jahren ein enormer Erfolg! Seitdem wurden die Belange, für die sich der DVR einsetzt, vielfältiger: Runter vom Gas, Alkoholverbot, Verbreitung von Fahrerassistenzsystemen, Finger vom Handy und, aktuell, für eine Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten schwächerer Verkehrsteilnehmer wie Radfahrern. All das, so Eichendorf, geschehe immer im Sinne der Vision Zero. Die Strategie ist das Leitbild des DVR und besagt, dass das gesamte Verkehrsumfeld, von Technik über Infrastruktur, so gestaltet werden muss, dass menschliche Fehler im Straßenverkehr verziehen werden und keine Menschen sterben oder schwerverletzt werden. Eichendorf mahnte, dass sich gerade die Politik dies bei all ihren Entscheidungen immer wieder vor Augen führen müsse.
Große Erfolge für die Verkehrssicherheit
Guido Beermann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium (BMVI) griff das in seinem Grußwort auf. Er dankte dem DVR für seine Beharrlichkeit in Fragen der Verkehrssicherheit und stellte gemeinsame Erfolge heraus.
Bessere Zusammenarbeit für internationale Erfolge
Wie es international um die Verkehrssicherheit bestellt ist, stellte Dr. Hans-Michael Kloth vom International Transport Forum der OECD heraus. Weltweit würden jährlich 1,3 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen. Diese Zahl müsse dringend reduziert werden. Grundlage dafür sei auch die internationale Zusammenarbeit. Länder wie Deutschland, die technische Vorreiter seien, z.B. bei Fahrerassistenzsystemen, müssten dieses Wissen auch in ärmere Regionen der Welt vermitteln und so dazu beitragen, dass dort weniger Menschen im Straßenverkehr getötet oder verletzt werden.
Automatisiertes Fahren muss Ethik berücksichtigen
Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren waren der Fokus des Vortrags von Prof. Dr. Dr. Udo di Fabio, Bundesverfassungsrichter a.D. und Vorsitzender der „Ethikkommission Automatisiertes und Vernetztes Fahren“ des BMVI. Dürfen Autos selbstständig entscheiden, ob sie ausweichen oder bremsen, wenn spontan mehrere Menschen von rechts und links auf die Fahrbahn treten oder sollte hier doch der Mensch die Oberhand behalten, obwohl er vermutlich nicht schnell genug reagieren kann? U.a. mit diesen Fragen beschäftigt sich die von ihm geleitete Ethikkommission. Sein Fazit: Wenn wir international die Ethik im Straßenverkehr gestalten und bestimmen wollen, müssen wir Innovationen zulassen. Sonst bestimmten andere die Regeln.
Vision Zero ist Aufgabe für die ganze Gesellschaft
Wie sieht das ideale Verkehrssystem der Zukunft für alle aus? Was wünschen sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden und was benötigen sie für eine sichere Mobilität? Damit beschäftigte sich Prof. Dr. Peter König von der Hochschule Trier. In seinem Vortrag ging er auf verschiedene Verkehrswelten ein: die von Senioren, Kindern, Erwachsenen auf dem Weg zur Arbeit, in ländlichen Regionen und in der Stadt. Dabei wurde klar, dass noch Einiges getan werden muss und auch nicht alle neuen Angebote sinnvoll sind oder gut angenommen werden. Die Menschen und ihre Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt stehen. Und sie sind auch selbst in der Verantwortung. Denn wollten wirklich alle, dass die Vision Zero Wirklichkeit werde, müssten auch alle daran mitarbeiten, so der Professor aus Trier.
Begleitet wurde seine Rede vom Künstler Roland Brückner, der Königs Aussagen in einer Collage zusammenfasste. Beim anschließenden Get-Together gab es Gelegenheit zum Austausch.